Kuratorium "Kölner Justiz in der NS-Zeit"

Am 21.07.2003 haben die Repräsentanten der Justiz - Anwälte, Staatsanwälte, Notare und Richter - im Raume Köln-Bonn-Aachen beschlossen, die Aufarbeitung der Geschichte der Justiz dieser Region während der NS-Zeit aktiv zu fördern. Sie gründeten das Kuratorium "Kölner Justiz in der NS-Zeit", das es sich zur Aufgabe setzte, in enger Zusammenarbeit zwischen Juristen und Historikern die Geschichte der Kölner Justiz in der NS-Zeit aufzuarbeiten und die Ergebnisse zu dokumentieren. Im Memorandum, welches aus Anlass der Gründung von den Gerichtspräsidenten des Bezirks sowie Repräsentanten der Anwaltschaft und der Notare unterzeichnet wurde, heißt es:

"Die Unterzeichner sind der Auffassung, dass die Aufarbeitung der Geschichte der Justiz während der NS-Zeit auch eine eigene Aufgabe der Justiz ist..Dies erfordert nicht nur der Respekt vor den Opfern, sondern auch die Selbstachtung der Justiz als einer Institution, deren Aufgabe es ist, Gerechtigkeit zu üben und das Recht zu wahren. Nur wer die Gefahren für diese Aufgabe kennt und sich ihrer bewusst bleibt, wird aber neuen Gefahren rechtzeitig begegnen können."

Im Jahre 2005 bildete sich nach Gesprächen mit dem Kuratorium der Forschungsverbund  "Justiz im Krieg – Der Oberlandesgerichtsbezirk Köln von 1939 – 1945". Ihm gehören der Jurist Prof. Dr. Hans-Peter Haferkamp (Universität Köln) und die Historiker Prof. Dr. Margit Szöllösi-Janze (Universität Köln, jetzt Universität München) und Prof. Dr. Hans-Peter Ullmann (Universität Köln) an. Das Kuratorium hat die Arbeit des Forschungsverbundes auf verschiedene Weise unterstützt: durch die Einwerbung von Spendengeldern für die Erstellung von Projektanträgen, durch den Transport von auszuwertenden Akten aus dem Hauptstaatsarchiv nach Köln, durch die Zurverfügungstellung von Räumen zur Auswertung der Akten, durch die Ermöglichung des Zugangs zu justizeigenen Aktenbeständen und durch Unterstützung beim  Zugang zu Unterlagen an anderer Stelle. 5 große Symposien im Appellhof und mehrere Einzelvorträge haben die Untersuchungen des Forschungsverbundes begleitet.

Die Arbeit des Forschungsverbundes war überaus erfolgreich. Sämtliche Arbeiten des Kernprojekts konnten erfolgreich abgeschlossen werden. Hinzu kommen eine Reihe weiterer Publikationen im Umfeld des Projekts. Auch das Anschlussprojekt des Forschungsverbundes "Justiz im Systemwechsel - Geschichte des Kölner Oberlandesgerichtsbezirks zwischen Zweitem Weltkrieg und Wiederaufbau" wird vom Kuratorium unterstützt.

Forschungsverbund und Kuratorium haben  die Ergebnisse ihrer Tätigkeit am Donnerstag, dem 9. Januar 2014 im Rahmen einer Veranstaltung im historischen Treppenhaus des Oberlandesgerichts Köln der Öffentlichkeit vorgestellt.

Ansprache der Eröffnung des Kuratoriums "Kölner Justiz in der NS-Zeit" vom 09.01.2014  PDF-Dokument, öffnet neues Browserfenster / neuen Browser-Tab (177 KB).

Nach Grußworten von Justizminister Thomas Kutschaty und Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes gaben mehrere Mitglieder des Forschungsverbundes vor den zahlreich erschienenen Gästen und der interessierten Öffentlichkeit einen Überblick über die von Ihnen untersuchten Themenbereiche und würdigten die Arbeit des Kuratoriums und des Forschungsverbundes. Die Veranstaltung stieß auch in der Presse auf reges Interesse. Stellvertretend für viele Beiträge sei hier auf zwei im Internet abrufbare Artikel in den Aachener Nachrichten und im Kölner Stadtanzeiger verwiesen.

Aachener Nachrichten: Justiz stabilisierte das NS-Regime externer Link, öffnet neues Browserfenster / neuen Browser-Tab

Kölner Stadtanzeiger: Kölner Justiz machte mit beim NS-Terror externer Link, öffnet neues Browserfenster / neuen Browser-Tab

 

Veröffentlichungen des Forschungsverbundes:
Kernprojekt:
  • Matthias Herbers
    "Die Justizverwaltung im Oberlandesgerichtsbezirk Köln von 1939 - 1945", Mohr Siebeck, Tübingen 2012;

  • Michael Löffelsender 
    "Strafjustiz an der Heimatfront. Die strafrechtliche Verfolgung von Frauen und Jugendlichen im Oberlandesgerichtsbezirk Köln 1939 - 1945", Mohr Siebeck, Tübingen 2012;

  • Barbara Manthe 
    "Der berufliche und private Alltag von Richtern des Kölner Oberlandesgerichtsbezirks zwischen 1939 und 1945“,
    Mohr Siebeck, Tübingen 2013;

  • Dominik Thompson
    “Der Krieg als Schaden. Vertragsstreitigkeiten und Haftpflichtprozesse im Kontext von Kriegswirtschaft und Staatshaftungskonjunktur ausgehend von der Rechtsprechung des Landgerichts Bonn während des Zweiten Weltkrieges“;

  • Kerstin Theis 
    "Wehrmachtjustiz an der "Heimatfront". Die Militärgerichte des Ersatzheers im Zweiten Weltkrieg".

 

Im Umkreis des Projekts sind erschienen:
  • Jonas Küssner 
    "
    Die familienrechtlichen Entscheidungen des Landgerichts Köln in der Zeit von 1933 - 1945", Lit-Verlag Münster 2012;

  • Stefan Thiesen
    "
    Strafvollzug in Köln 1933 - 1945", Lit-Verlag Münster 2011;

  • Alexander Otterbeck
    "Das Finanzamt Bonn im Nationalsozialismus"

  • Joachim Arntz/Hans-Peter Haferkamp/Margit Szöllösi-Janze (Hg.)
    "Justiz im Nationalsozialismus - Positionen und Perspektiven", Lit-Verlag Münster 2006

  • Hans-Peter Haferkamp/Margit Szöllösi-Janze/Hans-Peter Ullmann (Hg.)
    "Justiz im Krieg - Der Oberlandesgerichtsbezirk Köln 1939 - 1945", Lit-Verlag Münster 2012.